werle & stankowski: Wir saßen in Johnnys Spelunke

Text und Musik: Beda/Leo Fall (um 1932; Originaltitel: „Sie saßen in Bobbys Spelunke)
Aufnahme: Johannes Stankowski und Henry Reyels
Johannes Stankowski (Gitarre und Gesang), Simon Werle (Elektronik und Nachbearbeitung)

„Wir saßen in Johnnys Spelunke“ geht ursprünglich zurück auf einen Schlager, der unter dem Titel „Sie saßen in Bobbys Spelunke“ um 1932 entstanden war. Nach 1933 verbreitete sich der Song in zahlreichen Textvarianten innerhalb der bündischen bzw. unangepassten Jugend und wurde häufig als „Nerother Lied“ bezeichnet. Das Lied wurde in Köln nicht nur von Edelweißpiraten während des Krieges gesungen, sondern erfreute sich bereits bei den Navajos der 1930er Jahre großer Beliebtheit. 1937 fand die Gestapo im Rahmen einer Hausdurchsuchung bei einem Navajo eine handschriftliche Version des Liedes.

Zu dem Liedgut der Kölner Navajo-Gruppen zählten insbesondere Fahrtenlieder, die – so einige der Jugendlichen in ihren Vernehmungen durch die Gestapo - harmlos gewesen seien. Sie mussten allerdings einräumen, dass viele der Lieder „von früheren Pfadfindern stammten“. „Hier und da“, so einer der Jugendlichen weiter, sei jemand mit einem neuen Lied gekommen, von dem er dann einige Strophen vorgesungen hätte. Einzelne frühere Pfadfinder würden diese Lieder wieder „ausgraben“ und sie den anderen vermitteln. Hierzu zählt auch das für die Kölner Navajos offenbar Namen gebende und in den Gruppen im gesamten Stadtgebiet verbreitete Lied „Die Sonne von Mexiko", in dessen Refrain es heißt: „Ja, die Sonne von Mexiko, war dieser Wild-West rothäutiger Navajo. Heut´ noch brennt mein Herz lichterloh, denk ich an Navajo“.

Es ist schöner Zufall, dass unser Musikprojekt in einer Zeit realisiert wird, in der junge Menschen – ganz im Sinne und zur Freude der noch lebenden Edelweißpiraten! - die Klampfe wieder entdecken, ohne ihren Laptop zu verschmähen. Wie gut beides zusammenpassen kann - Drum’n’Bass und Lagerfeuer - demonstrieren werle & stankowski in nahezu sibirisch-cooler Lässigkeit. Über ihr musikalisches Konzept äußern beide, es sei eine Mischung „aus Pop, synthetischen Klängen und Lagerfeuermusik“ – also zumindest hinsichtlich der Romantik gar nicht so weit von jugendbewegten Zeiten mit Navajos und Edelweißpiraten entfernt.

 

werle & stankowski haben sich spontan für „Johnnys Spelunke“ entschieden, nachdem sie das Lied – in einer von Jean Jülich überlieferten und eingespielten Version - erstmalig gehört hatten. „Wir mochten das Stück beide auf Anhieb und hatten auch direkt Ideen zur Umsetzung.“ Beim Einspielen des Titels machte das Duo dann aber neue Erfahrungen. Hierzu Simon Werle: „Das Interessante an der Bearbeitung der Stückes war sein Remix-Charakter. Normalerweise arbeiten Johannes und ich direkt zusammen an unseren Tracks. Hier war es aber erstmalig so, dass er etwas alleine aufgenommen hat und ich das dann arrangiert und bearbeitet habe - so wie das eigentlich beim Remixen eines Stückes passiert. Dadurch hat das Stück einen anderen Charakter als unsere restlichen Tracks.“

werle & stankowski möchten mit ihrer Neuinterpretation des „Nerother Liedes“ dazu beitragen, dass weder Navajos noch Edelweißpiraten vergessen werden - mussten sie bei mehreren Gesprächen mit Kölnern doch feststellen, dass diese mit beiden Begriffen bislang „nicht viel anfangen“ können. Das soll sich nun ändern.

 

Wir saßen in Johnnys Spelunke
bei Kartenspiel und Schnaps.
Jim Baker, der braune Halunke
und Dong, der gelbe Japs.
Sie erzählten von Hölle und Himmel
und von der Heimat Schoß.
Und Ivan, der russische Lümmel
der legt auf einmal los:

Refrain:
In Nischnij Nowgorod,
in Nischnij Nowgorod
da gibt es Salz aufs Brot,
das macht die Wangen rot.
Einen Moskjava-Gin
stellt man vor jeden hin.
Man singt und trinkt.

In Nischnij Nowgorod,
in Nischnij Nowgorod
da gibts kein Kussverbot
und keine Hungersnot.
Da wird es morgens rot
und wieder abends rot.
Und alle Welt schläft ein wie tot.

Es dröhnte am Abend die Kneipe
vor Lachen weit und breit,
Jim nahm aus dem Munde die Pfeife
und flucht 'Goddamn, alright!".
Und es xxxxxste der gelbe Japaner
und plötzlich holt hervor
sein Banjo der braune Kubaner
und alles grölt im Chor:

Refrain

Und als in der Früh zu den Schiffen
die Jungen heimgekehrt,
ja da sangen sie und die pfiffen
den Song, den sie gehört.
Und der Song, der ging auf die Wander,
von Frisko bis Shanghai
und sitzen mal zwei bei einander,
dann dröhnt es über den Kai:

Refrain

werle & stankowski
Kölner Navajos, um 1937
 
Jean Jülich - Es war in Schanghai La Papa Verde – Wir waren schon hier und dort Mr. Carl feat. Bantu - In Junkers Kneipe werle & stankowski – Wir saßen in Johnnys Spelunke Onejiru - Turm rmx Tanja i Towarischi - Schließ Aug und Ohr Tonshmide – Im Morgennebel Microphone Mafia feat. Shana – Tscherkessenlied Konterbande – Wenn die Sirenen in Hamburg erklingen Jean Harald „Sack“ Ziegler – Hohe Tannen Jean Bam Bam Babylon Bajasch – Do steht ene Schutzmann Sedlmeir – An Rhein und Ruhr marschieren wir Der Läufer – Der Turm Jona – Aus grauer Städte Mauern Menschensinfonieorchester – Wilde Gesellen „Mucki“ Koch, Peter und Helga Schäfer & SakkoKolonia - En der Blech Jülich & Schilling – Drei gute Kameraden (Hatte, Fate, Itz) Luana - Wenn die Sirenen in Hamburg ertönen (Zugabe)