Microphone Mafia: Tscherkessenlied / Tränen aus Blut

Text und Musik (Ursprungsfassung): Erich Scholz („olka“)
Neue Texte und Textbearbeitung: Rosario Pennino, Kutlu Yurtseven
Neue Musik: Rosario Pennino, Kutlu Yurtseven, Önder Bardakci
Aufnahme und Mischung: Florian in den High Cat Studios
Rosario Pennino (Gesang), Kutlu Yurtseven (Gesang), Önder Bardakci (Gesang), Shana (Gesang)


Das Tscherkessenlied – nach dem Liedanfang auch bekannt unter dem Titel „Die Steppe zittert“ – stammt wie „Im Morgennebel schwimmen Tal und Wälder“ aus der Feder von Erich Scholz („olka“). Durch seine „düstere, kampfeslustige und siegessichere“ Art, so analysiert Wilhelm Schepping, sei das Stück „dem Lebensgefühl der Bündischen“ besonders nahe gekommen.

Zuerst veröffentlicht wurde das Tscherkessenlied Anfang 1934 in dem im Wolff-Verlag erschienenen Heft „Lieder der Trucht“ und fand von dort schnell den Weg durch alle Bünde und konfessionelle Jugendgruppen. Dabei hatten diese wie andere Lieder oft eine Art Ventilfunktion. „Wir sangen oder brüllten uns mit solchen Liedern den Frust über unsere Situation in der Verbotszeit von der Seele“, berichtet etwa ein ehemaliger Angehöriger einer katholischen Jugendgruppe aus Düsseldorf, und auch die Jungen und Mädchen einer protestantischen „Bibelkreis“-Gruppe in Köln-Mauenheim haben das Lied nach eigener Aussage „mit Begeisterung geschmettert“. Sehr beliebt war das Lied auch bei den Kölner „Navajos“, was durch entsprechende Aussagen in Verhören durch die Gestapo belegt ist. Von hier aus wurde es von Gruppe zu Gruppe weitergegeben und fand so schließlich auch seinen Weg zu den Edelweißpiraten. Jean Jülich etwa erinnert sich, dass er und seine Freunde das allseits beliebte Tscherkessenlied während des Krieges von den älteren Jugendlichen am Manderscheiderplatz gelernt und dann übernommen hätten.

 

Seit 1989 bereichert die Microphone Mafia aus Köln-Flittard jetzt schon den deutschen HipHop. Mit fetten Beats und deutschen, türkischen und italienischen Lyrics gegen das Böse der Welt! Und das ist richtig so! Hier werden die drei von Shana (fame of straßenkinda) unterstützt und sind ausnahmsweise eher in musikalisch ruhigeren Gefilden gelandet.

Die drei Mafiosi entschieden sich für das Tscherkessenlied, weil sie fanden, „dass in diesem Stück die Wut, aber auch die Verzweiflung eines zum Kampf gezwungenen Menschen am besten dargestellt“ würden. Allerdings mussten sie das Problem lösen, dass sie hier einen Text rappen sollten, der nicht aus ihrer Feder stammte, „sondern von anderen gefühlt und geschrieben wurden“. „Vor allem sind es nicht unsere eigenen Erfahrungen, die wir direkt erlebt haben.“

Tscherkessen reiten „wie vom Frieden besessen“, (Edelweiß-) Piraten „schlagen den Feind mit bloßen Händen und Schwert“ - in ihren ergänzenden Texten kommt deutlich zum Ausdruck, was der Microphone Mafia bei der Bearbeitung des Liedes wichtig war: „Den Mut dieser Menschen darzustellen und zu verstehen.“ Der musikalische Part, so beschreiben sie den Entstehungsprozess ihrer Version, habe sich dann nur noch der Intensität des Textes anpassen müssen. Fertig war die türkisch-italienisch-deutsche Koproduktion eines bündischen Kosakenlieds aus den 1930er Jahren!

Offizielle Version:

Die Steppe zittert und es klopfen harte Hufe:
auf schnellen Pferden naht ein Reiterheer.
Es knallen Peitschen und es gellen unsre Rufe
von Kuban bis zum Schwarzen Meer.
Die harte Faust umspannt die kurze Lanze,
zum Stoß bereit, denn zahlreich sind der Feinde Scharen;
abends ruft die Trommel uns zum Tanze;
die Nacht ist traumlos, kurz und schwer.

Noch gestern jagten wir im scharfen Nahgefechte
dem feigen Räuber unsre Herden ab.
Doch unser Hauptmann fiel, es sank die tapfre Rechte,
die manchen schon geschickt ins Grab.
Doch unsre Säbel haben gut geschnitten,
wie Hunde haben wir das Diebespack erschlagen;
dann sind wir die Nacht durch toll geritten;
uns führt ein toter Hauptmann an.

Durch unsre Dörfer heulen laut die Klageweiber,
die Trommeln dröhnen dumpf zum Totentanz;
den Fuß des Scheiterhaufens bilden tote Leiber,
von Feinden, die er selbst bezwang.
Die Flamme loht - der Haufen bricht zusammen,
zum Rachezug gilt das Kommando: "Aufgesessen"
Kameraden, rottet euch zusammen,
Tscherkessenhorden reiten schnell!

Version Microphone Mafia:

Die Steppe zittert, es stampfen und klopfen harte Hufe.
Es knallen Peitschenhiebe und es gellen unsere Rufe.
Auf schnellen Pferden naht unser Reiterheer daher,
von Kuban über Steppen bis zum Schwarzen Meer.
Die harte Faust umspannt die Lanze - zum Stoße bereit,
zahlreich sind die Scharen, Feinde weit und breit.
Abends ruft die Trommel zum Tanze, zum Tod
Die Nacht ist traumlos, kurz und schwer, der Himmel blutrot.

Noch gestern jagten wir im scharfen Nahgefechte
dem feigen Räuber unsere Herden ab, es sank die Rechte.
Unser Hauptmann fiel, in seinem Blut er stolz lag,
der Mann, der schon so manchen geschickt ins dunkle Grab.
Doch unsere Säbel haben weiterhin auch gut geschnitten,
wir sind dann entschlossen durch die Nacht geritten.
Wie räudige Hunde haben wir die Diebe erschlagen.
Uns führt ein toter Hauptmann wie in Märchen und Sagen.

Durch unsere Dörfer heulen laut die Klageweiber,
den Fuß des Scheiterhaufens bilden viele tote Leiber.
Von Feinden, die man bezwang, sieh wie der Tod tanzt,
Die Trommeln dröhnen, Posaunen klingen dumpf zum Totentanz.
Die Flamme lodert, es bricht der ganze Haufen zusammen.
Kameraden, rottet Euch zusammen es, gilt den Mut zu sammeln.
Zum neuen Rachezug gilt der Befehl: „Aufgesessen“!
Tscherkessen reitet schnell, wie vom Frieden besessen.

Refrain
Wir weinen Tränen rot wie Blut,
reiten stolz durch die Nacht.
Leicht entflammbar wie die Glut,
mit ´ner Hand voller Mut bereit zur Schlacht.

Es kommt der Tag, an dem es sich lohnt zu kämpfen,
für Mut und Gerechtigkeit in den Tod zu rennen.
Die Augen voller Angst und Bang’, das Leben ist nichts mehr wert.
Piraten schlagen den Feind mit bloßen Händen und Schwert.

Microphone Mafia
und Shana
Aus dem zwischen 1936 und 1941 erstellten Liederbuch einer Kölner St.-Georg-Pfadfinders
 
Jean Jülich - Es war in Schanghai La Papa Verde – Wir waren schon hier und dort Mr. Carl feat. Bantu - In Junkers Kneipe werle & stankowski – Wir saßen in Johnnys Spelunke Onejiru - Turm rmx Tanja i Towarischi - Schließ Aug und Ohr Tonshmide – Im Morgennebel Microphone Mafia feat. Shana – Tscherkessenlied Konterbande – Wenn die Sirenen in Hamburg erklingen Jean Harald „Sack“ Ziegler – Hohe Tannen Jean Bam Bam Babylon Bajasch – Do steht ene Schutzmann Sedlmeir – An Rhein und Ruhr marschieren wir Der Läufer – Der Turm Jona – Aus grauer Städte Mauern Menschensinfonieorchester – Wilde Gesellen „Mucki“ Koch, Peter und Helga Schäfer & SakkoKolonia - En der Blech Jülich & Schilling – Drei gute Kameraden (Hatte, Fate, Itz) Luana - Wenn die Sirenen in Hamburg ertönen (Zugabe)